Ich habe Ronja im Regal stehen – nicht nur als DVD, sondern tief in meinem Herzen. Wie viele Kinder der 70er und 80er bin ich mit Pippi, Michel und Ronja aufgewachsen. Doch während andere sich nach Bullerbü träumten, war ich gedanklich längst auf einer Burg, bei Gewittern, Wilddruden und dem Gefühl, dass das Leben manchmal laut, wild und wunderschön einsam sein kann.
Ich mochte keine perfekten Welten. Ich mochte Kinder mit Dreck an den Knien und Wut im Bauch, mit Freiheit im Herzen und Trotz in der Stimme. Kinder, die Regeln brachen, weil sie fühlten, dass manche davon falsch waren. Die aus Fenstern stiegen, um zu rufen: „Ich will nicht brav sein!“
Pippi war stark, Michel war wild – aber Ronja war mutig auf eine Weise, die ich verstand. Sie hatte Angst. Und sie ging trotzdem los.
Astrid Lindgren hat uns keine heile Welt verkauft. Sie hat uns Welten geschenkt, in denen wir uns verlieren und wiederfinden konnten. Als Kind. Und vielleicht auch heute noch, wenn der Alltag zu eng wird, wenn das Leben zu laut oder zu leise ist.
Denn da ist sie wieder, diese eine Szene, die immer bleibt: Wenn Ronja im Mattiswald steht, barfuß, mit dem Donner im Rücken und Fragen im Bauch. Wenn sie in den Abgrund ruft, der zwischen zwei Welten liegt – und springt.
Ich springe nicht mehr so leicht wie damals. Aber manchmal, wenn das Leben mich herausfordert, dann höre ich in mir noch Pippis Stimme: „Das habe ich noch nie gemacht, also bin ich sicher, dass ich es kann.“
Mein Leben ist heute noch immer mehr Villa Kunterbunt als Büllerbü. Und weißt du was? Genau das fühlt sich endlich richtig an.
Danke, Astrid. Für den Mut. Für das Kind, das ich war. Für die Frau, die ich geworden bin.