Zwischen Nebel, Farben und dem Gefühl von Zuhause

Ein persönlicher Herbstspaziergang durch Berlin – zwischen Streetart, goldenem Licht, kaltem Nebel und warmem Tellergefühl.

Plötzlich riecht die Luft anders. Nach nasser Erde, Holz und Abschied.
Der Sommer hat sich still davon­geschlichen, und der Herbst hat die Stadt übernommen – leise, aber bestimmt.
Die Sonne steht tiefer, das Licht ist weicher, und über allem liegt dieses goldene Flirren, das nur ein paar Wochen lang anhält.

Am Abend färbt sich der Himmel wie ein Gemälde: Kupfer, Gold, ein Hauch von Rosa. Ich bleibe kurz stehen, mitten auf dem Weg nach Hause, und sehe zu, wie die Wolken glühen. Für einen Moment ist alles ruhig – selbst die Stadt scheint den Atem anzuhalten.

Am nächsten Morgen dann: Kopfsteinpflaster, nasse Blätter, kalte Finger. Ich laufe durch Straßen, in denen der Herbst bereits seine Spuren hinterlassen hat. Die Bäume leuchten in Gelb und Rot, als wollten sie ein letztes Mal alles zeigen, was in ihnen steckt.
Unter meinen Schuhen raschelt das Laub – ein leises, tröstliches Geräusch.

Und dazwischen: Farbe gegen Grau. Eine Hauswand, überwuchert von wildem Wein, und davor ein Baum, der aussieht, als wäre er direkt aus einer Postkarte gefallen. Ich bleibe stehen, mache ein Foto.
Ein paar Straßen weiter entdecke ich ein Waschbär-Graffiti. Er lugt zwischen den Blättern hervor, als würde er sagen: „Na, du auch schon im Herbstmodus?“
Ich lächle.

Später zieht Nebel auf. Dichter, schwerer, fast geheimnisvoll. Die Welt wirkt gedämpft, die Geräusche verschwimmen. Alles fühlt sich ein bisschen langsamer an – so, als würde die Stadt selbst eine Pause machen.
Ich mag diesen Moment, in dem die Dinge verschwimmen. Wo selbst der Alltag einen Hauch von Magie bekommt.

Am Abend dann: warmes Licht, ein Teller voller Herbst. Kartoffeln, Grünkohl, Rauchwurst – einfache Dinge, ehrlich und gut. Draußen Dunkelheit, drinnen Wärme.
Und plötzlich ist er da, dieser Gedanke: Vielleicht ist der Herbst keine Jahreszeit, sondern ein Gefühl.
Ein kurzer Atemzug zwischen gestern und morgen.
Ein Stück Zuhause, das man mit sich trägt – egal, wo man gerade ist.