Eintritt frei – Zugang zu Kultur für alle

Drei Lesungen, null Euro Eintritt – das Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin zeigt, dass gute Literatur nicht teuer sein muss. Gerade jetzt, wo Berlin vielerorts bei Kulturförderung und Zuschüssen kürzt, ist dieses offene Angebot ein echtes Geschenk. Wer zuhören, entdecken, sich inspirieren lassen möchte, kann einfach kommen – unabhängig vom Geldbeutel. Für mich war das nicht nur eine Gelegenheit, spannende Autor:innen live zu erleben, sondern auch ein leiser Beweis dafür, wie wichtig und schön niedrigschwellige Kulturangebote sind – besonders in herausfordernden Zeiten.

Christian Buske – Anninara: Die Zukunft als Möglichkeit

Zur ersten Lesung zog mich vor allem das Thema: eine Utopie, die nach vorne schaut – das war für mich als Dystopie-Fan mal ein ganz anderer Blickwinkel. Christian Buske wirkte auf Anhieb sympathisch, die Moderatorin führte souverän durch den Abend und stellte gezielte, kluge Fragen. Seine Antworten waren eloquent, verständlich und oft auch inspirierend. Auch wenn mir persönlich der Schreibstil des Romans nicht ganz zugesagt hat – was reine Geschmackssache ist – schmälert das in keiner Weise die Qualität des Abends oder des Buches. Es war spannend, ein utopisches Gedankenspiel aus einer so fundierter Perspektive kennenzulernen.

Mischa Mangel – Die Vergegenwärtigung

Die zweite Lesung war nicht nur sehr gut besucht – sie war die bestbesuchte der drei Veranstaltungen. Einige Gäste mussten stehen, Dussmann-Mitarbeitende organisierten spontan zusätzliche Sitzkissen und schoben Bücher beiseite, damit alle Platz fanden. Der Autor wirkte gleichermaßen überrascht wie gerührt über die große Resonanz. Trotz spürbarer Nervosität las er ruhig und konzentriert. Besonders eindrucksvoll war der Wechsel zwischen fiktionalen Romanpassagen und sachlich-wissenschaftlichen Auszügen. Denn der Roman verbindet zwei Perspektiven: Zum einen die sehr persönliche, emotionale Auseinandersetzung mit dem Tod, zum anderen eine sachliche Ebene, die sich mit dem auseinandersetzt, was mit dem Körper nach dem Leben geschieht. Manche Stellen gingen unter die Haut – und an einigen fiel es mir schwer, nicht selbst emotional zu werden. Die Lesung hallte noch lange nach, und das Buch steht inzwischen auf meiner Wunschliste.

Sara Gmuer – Achtzehnter Stock

Die dritte Lesung wurde von Sara Gmuer gestaltet, einer sehr sympathischen und gleichzeitig professionellen Autorin, die offen und emotional über die persönliche Verbindung zu ihrem Roman sprach. Diese Einblicke verliehen der Veranstaltung eine besondere Tiefe. Der Roman selbst ist bildstark und sprachlich fein gearbeitet – eine Qualität, die mich besonders begeistert hat, da auch ich selbst gern mit Metaphern und Bildern arbeite. Achtzehnter Stock hat es daher direkt auf meine Wunschliste geschafft. Leider muss mein SuB (Stapel ungelesener Bücher) vorher noch ein wenig schrumpfen – aber dieses Buch hat definitiv einen festen Platz darauf verdient.

Die Lesungen bei Dussmann waren nicht nur literarisch bereichernd, sondern auch emotional bewegend, überraschend und inspirierend. Das offene Format, der kostenlose Eintritt und die Möglichkeit, mit Autor*innen in direkten Kontakt zu treten, machen solche Abende zu kleinen Kulturgeschenken mitten im Alltag. Ich bin sehr dankbar, dass es solche Angebote (noch) gibt – und hoffe, sie bleiben auch in Zeiten knapper Kulturbudgets erhalten.